Mein Weg in die Selbstständigkeit: Wie aus der größten Krise mein Business entstand
In einer Online-Business-Welt, die uns oft glauben lässt, Erfolg sei eine geradlinige Reise und nur durch das Motto „Höher, Schneller, Weiter“ erreichbar, möchte ich heute meine Business-Story teilen – eine, die alles andere als geplant oder vorhersehbar war.
Es ist wichtig zu verstehen, dass jeder von uns seinen einzigartigen Weg geht. Ich bin im April 2020 als Quereinsteigerin in die Online-Business-Branche gerutscht und habe mein Standbein als Selbstständige in einem intensiven Schnellstart von Null aufgebaut. Meine Geschichte ist also die meines ganz persönlichen Weges und demnach natürlich nicht auf andere übertragbar oder nachahmbar.
Und ich möchte auch sagen, dass es mir als Introvertierte gar nicht leichtfällt, meine persönlichen Erfahrungen zu teilen. Geschweige denn, über mich selbst zu sprechen. Dennoch habe ich gelernt, wie kraftvoll die Geschichten und Erfahrungen anderer sein können.
Deswegen möchte ich dir heute einen echten Einblick geben in meine letzten Jahre Selbstständigkeit. Vielleicht inspiriert dich mein Weg ein wenig oder gibt dir Mut, weiterzumachen in Momenten, in denen du denkst, dass es nicht mehr weitergeht.
Und eins Vorweg: Meine Gründungsgeschichte ist alles andere als gewöhnlich und geradlinig. Denn mein Business ist damals aus der wohl größten Krise meines Lebens entstanden. Ganz ohne Businessplan, Gründungszuschuss, klare Vorstellungen oder große Zielen. Also, lass uns 4 Jahre in die Vergangenheit zurückreisen in das Jahr 2020.
Meine Gründungs-Story in Indien
Es war Mitte Februar. Ich hatte gerade mal wieder meine Koffer gepackt und war auf dem Weg zum Flughafen von Deutschland nach Indien. Damals Routine für mich. Als Mitte 20-jährige Berufseinsteigerin in der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit war ich es gewohnt, alle paar Monate alleine in ein neues Land im Globalen Süden zu reisen. So saß ich im Flieger mit großer Vorfreude auf das anstehende Förderprojekt für indische Kunsthandwerkerinnen, das ich in den nächsten Monaten aufbauen wollte. Doch dieses Mal sollte alles anders kommen.
Schon am Flughafen in der indischen Hauptstadt Delhi fiel mir auf, wie bei Reisenden aus China Fieber gemessen wurde. Was ich nicht wusste: Der Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie war in seinen ersten Zügen. Die Ereignisse überschlugen sich. Kurze Tage später wurden Flüge nach Indien gestrichen. Erste Corona-Fälle wurden in Südindien bekannt. Unsicherheit machte sich in der indischen Bevölkerung breit.
Dann folgte die Rede vom indischen Premierminister im Fernsehen. Das Resultat: Landesweiter Total-Lockdown mit Ausgangssperre. Sprich: Das Land wurde komplett abgeriegelt, niemand durfte seine Stadt, geschweige denn das eigene Haus verlassen. Und das alles innerhalb von 4 Stunden. Kaum jemand hatte Gelegenheit, vorher noch einzukaufen.
Dies dauerte knapp 4 Monate. Und mittendrin war ich. Alleine und eingesperrt in meiner Wohnung, ist meine gesamte berufliche Zukunftsperspektive in der Internationalen Zusammenarbeit wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Und keine Aussicht, wie lange ich im Lockdown in Indien noch festsitzen werde.
Also fing ich an, zu googeln: „virtuell Arbeiten“, „Möglichkeiten, online Geld zu verdienen“. Schnell stieß ich auf „Virtuelle Business Assistenz“ – noch nie vorher davon gehört, aber es klingt so, als könnte ich das. Hatte ich doch zuvor erst in Stellen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Projektkoordination und Assistenz vom Management gearbeitet. All diese Erfahrungen, gepaart mit meiner Vision des Female Empowerments, nahm ich mit auf meine neue berufliche Reise.
So machte ich eine Weiterbildung als Virtuelle Business Assistentin, fokussierte mich aufs Online-Marketing, fand ersten Anschluss mit gleichgesinnten Frauen, gründete mein Gewerbe online, lernte LinkedIn kennen, wurde sichtbar am Markt und stürzte mich all-in in das Abenteuer der Online-Welt. Und dann ging es schnell: Nach 3 Monaten startete ich mit meiner ersten Kundin, nach 5 Monaten war ich erstmal ausgebucht.
Manchmal frage ich mich, wie ich den Mut damals gefunden habe, so schnell zu starten, noch bevor ich mich wirklich „bereit fühlte”. Im Nachhinein betrachtet, wird klar: Der Aufbau meiner Selbstständigkeit war damals meine beste Rettung. Meine Ablenkung, währenddessen draußen die Corona-Pandemie Indien und die ganze Welt erschütterte. Und meine Stütze in der schwierigsten Zeit, um mich mitten im Ende auf eine Zukunft mit neuen Möglichkeiten zu fokussieren.
Im Juni kam dann auch der ersehnte Freischlag: Ich hatte einen der wenigen, kürzlich wieder eröffneten innerstaatlichen Flüge nach Goa in Südindien ergattert. Angekommen, mietete ich mir ein kleines Apartment inmitten von Palmen und 5 Minuten vom Strand entfernt und fing an, mein Freelancer-Business weiter aufzubauen.
Mein Zick-Zack-Weg
Vielleicht klingt es bisher wie eine Business-Erfolgsstory à la “Von der Krise zur erfolgreichen Selbstständigkeit”? Na ja, ich kann dir sagen, danach ging es auch alles andere als geradlinig weiter.
Start in die Selbstständigkeit (April 2020 - September 2021)
Meine Reise begann mit dem Sprung in die hauptberufliche Selbstständigkeit in Indien. Ende März 2021 kam ich dann zurück nach Deutschland. Durch meinen intensiven Schnellstart hatte ich mir eine stabile finanzielle Basis geschaffen und wundervolle Kundinnen gefunden. Jedoch litt ich sehr unter Einsamkeit im Home-Office und der Sehnsucht nach mehr Teamarbeit.
Zwischenstation selbstständig und Teilzeitanstellung (Oktober 2021 - Dezember 2022)
Nach 1,5 Jahren bekam ich das Angebot vom Freelancer-Status in eine Teilzeitanstellung zu wechseln, um in meinem damaligen Traumunternehmen einer meiner Kundinnen voll mitzuwirken und gemeinsam in einem Team zu arbeiten. Es war eine große Chance, in der ich mir unglaublich viel Praxiswissen im Online-Business und -Marketing aneignen konnte und viele selbstständige Frauen begleiten durfte. Doch verlor ich den Fokus für die 1:1 Zusammenarbeit mit Kundinnen in der Selbstständigkeit. Und die Sehnsucht nach Unabhängigkeit und eigenen Projekten wuchs immer mehr.
Rückkehr zur hauptberuflichen Selbstständigkeit (Januar 2023 - August 2023)
Ich verließ das Unternehmen schweren Herzens und stieg mit neuem Mut wieder in die hauptberufliche Selbstständigkeit ein. Mit meinem Umzug nach Hamburg spürte ich allerdings wieder den Wunsch nach Anschluss und Teamarbeit abseits der digitalen Welt. Auch die unsichere Wirtschaftslage setzte mich unter Druck. Ich suchte nach Alternativen Abseits des Home-Office.
Die Kombination selbstständig und Teilzeitanstellung (September 2023 - Februar 2024)
So startete ich eine hybride Rolle: Selbstständigkeit kombiniert mit einer Teilzeitstelle als Teamleiterin in einem Online-Yoga-Business mit einem Büro in meiner Nachbarschaft. Parallel arbeitete ich an mehreren selbstständigen Projekten mit Kundinnen. Doch die starke Doppelbelastung und das Jonglieren von zu hohen Einnahmen in meiner nebenberuflichen Selbstständigkeit zwangen mich schließlich zu einer erneuten Entscheidung.
Entscheidung zur hauptberuflichen Selbstständigkeit (Ab März 2024)
Die Erkenntnis, dass meine Leidenschaft und Energie voll und ganz den Projekten mit meinen Kundinnen gehören, führten mich zurück zur hauptberuflichen Selbstständigkeit. Mit der Zuversicht, Wege der echten Verbindung abseits der digitalen Welt sowie mehr Austausch und Teamarbeit selbst aufbauen zu können. Und der Einsicht, dass die hauptberufliche Selbstständigkeit das Lebens- und Arbeitsmodell ist, welches am besten zu mir passt. Ein Schritt, der mir zeigte, wofür mein Herz wirklich schlägt.
Rückblickend auf die vergangenen Jahre sehe ich einen Weg voller Kurven, Umwege und unerwarteter Wendungen – und genau das macht ihn so wertvoll. Mein Zick-Zack-Weg hat mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich geprägt. Jede Herausforderung hat mich stärker gemacht, jede Abzweigung neue Möglichkeiten eröffnet.
Wenn ich an 2020 zurückdenke, erinnere ich mich an ein Jahr, das einem langen, dunklen Tunnel glich. Es war eine Zeit, die mich bis auf das Fundament erschütterte und mir gleichzeitig zeigte, dass selbst in den tiefsten Schatten Neuanfänge möglich sind. Heute weiß ich, dass das Schicksal manchmal andere, besser Pläne für uns bereithält.
Blicke ich aktuell auf mein Leben, so bin ich sehr dankbar, dass ich nicht nur als Quereinsteigerin in einer völlig neuen Branche Fuß gefasst habe, sondern auch eine innere Stärke entdeckt habe, die ich zuvor nicht kannte. Heute führe ich ein feines, kleines Freelancer-Business, in dem ich mich jeden Tag aufs neue auf die Zusammenarbeit mit meinen Kundinnen freue – alles inspirierenden Unternehmerinnen, die einen wertvollen Beitrag leisten für die Welt.
Was ich dir mit auf den Weg geben möchte
Vielleicht erkennst du dich in meiner Geschichte wieder? Vielleicht hast du dich auch schon einmal gefragt, ob du den richtigen Weg gehst?
Mein Rat an dich: Dein Weg muss nicht perfekt oder geradlinig sein, um erfolgreich zu sein. Vertraue dir und deinem Tempo. Rückschritte sind keine Niederlagen, sondern manchmal die Vorbereitung auf etwas Größeres. Denn die schönsten Entwicklungen entstehen oft aus den größten Herausforderungen. Es sind die Momente, in denen alles auseinanderzufallen scheint, die uns letztlich zeigen, wozu wir wirklich fähig sind.
Am Ende zählt nicht, wie geradlinig oder geplant dein Business-Weg ist. Es zählt, dass er zu dir passt, dass er sich richtig anfühlt und dich erfüllt. Bleib flexibel, mutig und dir selbst treu – und vor allem: Geh weiter. Denn auch die größten Krisen bergen oft die Chance für deinen nächsten, besten Schritt. Dein Weg ist einzigartig – und genau deshalb wertvoll.